Workation mit knapp Vierzig – echt jetzt?
Bin ich zu alt, um ein digitaler Nomade zu sein? Diese Frage hat mich zuletzt umgetrieben, als ich darüber nachgedacht habe, ob es nicht nett wäre für ein paar Wochen an den Strand zu fliegen. Und zwar, um dort zu arbeiten. Workation nennt sich so etwas – eine Mischung aus Work und Vacation (zu deutsch: Arbeit und Urlaub). Das bietet sich an, wenn man ohnehin von zu Hause arbeitet, so wie ich. Warum dann nicht das Nötige mit etwas Reizvollem, wie Sonne und Meer verbinden?
Dabei kann man auf eigene Faust losziehen und sich in einem netten Hotel oder einem hübschen AirBnB Häuschen einquartieren. Das ist sicher eine feine Sache, wenn man mit freiberuflichen Kollegen anreist. In meinem Fall ist es jedoch so, dass ich alleine unterwegs sein werde und nach Gesellschaft suche. Am liebsten natürlich, nach welcher in meinem Alter..
Du kannst dir natürlich auch direkt die Workation Podcastfolge anhören.
Die Auswahl des richtigen Digitale Nomaden Spots
Um die richtige Wahl zu treffen, habe ich das Internet, nach den besten Hotspots für digitale Nomaden durchforstet. Wo tummeln sich die meisten Langzeitreisenden, die von unterwegs arbeiten? Wie kann man am schnellsten Kontakte knüpfen? Und vor allen Dingen, sind da überhaupt Leute in meinem Alter unterwegs??
Aber eins nach dem anderen. Nach kurzer Suche, bin ich auf eine sehr wichtige Seite für ortsunabhängig Arbeitende gestoßen, und zwar auf NomadList. Hier findet man alle Top Informationen zu jeder digitalen Nomaden Hochburg weltweit, die man braucht. Man kann sehen, wieviele Nomaden sich monatlich in der jeweiligen Stadt befinden, wie die Arbeitsbedingungen sind, wie z.B. die Schnelligkeit des Internets, Hitze und Luftfeuchtigkeit. Aber auch, ob es ein reges Nachtleben gibt. Und das kann schon ein erster Hinweis für uns ältere Nomadengeneration sein! Denn es sind natürlich vor allem Jüngere, die noch die Nächte durchfeiern. Getreu dem Motto: Work hard – party hard. Es kann also durchaus sinnvoll sein, sich ein etwas ruhigeres Plätzchen zu suchen, wo es sich ohnehin besser Arbeiten lassen dürfte.
Coliving und Coworking mit Gleichgesinnten
So lässt sich meine Suche also schon etwas einschränken und Phuket in Thailand wird als Ziel definitiv erst einmal zurück gestellt. Außerdem weiß ich, dass ich gerne irgendwo unterkommen möchte, wo nicht nur gemeinsam gearbeitet, sondern auch zusammen gelebt wird. So lassen sich viel schneller Leute kennenlernen und engeren Beziehungen aufbauen.
Bei meiner Suche habe ich Veranstalter gefunden, die all das anbieten und zusätzlich gemeinsam weiter ziehen. Dabei ist man alle paar Wochen an einem anderen Ort, erkundet dort gemeinsam die Umgebung, macht Ausflüge und oft gibt es auch Business und Mindset Veranstaltungen. Zu solchen Retreats gehören bspw. Hackerparadise, WiFi Tribe und Refuga. Die Anbieter klingen gut, sind mir gerade aber etwas zu teuer und ich möche mich erstmal nur auf’s Arbeiten konzentrieren.
Mein Plan nimmt langsam Form an – es soll ruhg sein, ich möchte gerne meinen gesammten Alltag mit Gleichgesinnten teilen und will für’s Erste an nur einem Ort bleiben. Aber auch hier möchte ich gerne die Möglichkeit haben, Land und Kultur etwas kennenzulernen. Es sollte somit auch ein kleines Rahmenprogramm geben, an dem ich flexibel teilnehmen kann.
Ich suche jetzt systematischer nach Coworking/Coliving Spaces, lese mir die Angebote durch und schaue mir die Fotos genau an. Dabei versuche ich mir ein Bild über die ungefähre Altersklasse der digitalen Nomaden im jeweiligen Workation Retreat zu machen. Meistens sehe ich auch hier eher Leute in ihren Zwanzigern, aber auch mal den einen oder anderen Ü30er und 40 Plusser. 😉
Worauf es bei einer Workation wirklich ankommt
Und so beschließe ich: man kann doch grundsätzlich mit jedem coworken. Es kommt ja nicht unbedingt auf das Alter an, sondern darauf, ob man sich sympathisch findet und auf der selben Wellenlänge ist. 🙂 In der Regel sind Langzeitreisende und ortsunabhängig Arbeitende sowieso von einem ganz bestimmten Schlag. Praktisch jeder, dem man begegnet ist offen, freundlich und blickt über den (Alters-)Tellerrand hinaus.
Und da digitale Nomaden meistens an ihrem eigenen Online Business arbeiten, können sich mit völlig unterschiedlichen Leuten oft auch nützliche Synergien ergeben. So kann Wissen geteilt und sich gegenseitig geholfen werden. Und das ist immer Gold wert, egal in welchem Alter man ist.
Neben der Auswahl eines Ortes, an dem nicht ausschließlich gaaanz junge Hüpfer herum springen, ist für mich also wichtig, dass ganz generell genug digitale Nomaden da sein werden, um sich ausreichend austauschen zu können. Und ein weiteres ganz wichiges Kriterium für mich: Strand! Man kann natürlich auch in einem Nomadenparadies, wie Ubud in Bali arbeiten. Hier gibt es eine sehr rege alternative Szene, viel Yoga und grüne Smoothies, die den Arbeitsalltag erfrischen. Eventuell werde ich Ubud auch mal besuchen. Aber jetzt gerade zieht es mich ans Meer. Strahlende Sonne, warmer Sand unter meinen Füßen, Meeresrauschen und angenehme 25-30 Grad – genau mein Fall. 😀
Meine Wahl: Coworking in Marokko am Strand
In meine engere Auswahl fallen eine privat organisierte Workation an der Costa Blanca in Torrevieja, Playa del Carmen in Mexico, die Selina Coworking Kette in Costa Rica und das SunDesk in Taghazout/Marokko.
Gebucht habe ich nun einen Flug nach Marokko Ende März 2020 und werde vier Wochen im SunDesk verbringen. 🙂 Diese Coliving Community befindet sich selbstverständlich am Strand, in einem Berberdorf eine halbe Stunde Autofahrt von Agadir entfernt. Ich habe mich dafür entschieden, weil es mir sehr entspannt und altersgerecht;) vorkommt. Man kann Surfen lernen, es gibt orientalische Kochkurse, Yoga und Hammam-Bäder. Außerdem werden regelmäßige Ausflüge zu marokkanischen Souks (Märkten) in Marakesch und zu paradiesischen kleinen Wasserfällen organisiert. Achja, die Arbeitsplätze machen auch einen guten Eindruck. Ich habe schon fast vergessen, warum ich eigentlich hin fahre. 😉
Wenn alles gut geht und mein Lufthansa-Flug trotz der aktuellen Corona-Virus Panik stattfindet, werde ich natürlich anschließend ausführlich über meine Erlebnisse berichten. (Nachtrag 28.03.2020: Da die Umstände inzwischen völlig andere sind, bin ich selbstverständlich nicht mehr nach Marokko geflogen. Mein Bericht wird also wohl noch einige Zeit warten müssen, bis wieder Normalität eingekehrt ist.)
Wenn du auch vor hast, deine Arbeit an den Strand oder generell ins Ausland zu verlegen, dann tu‘ es doch einfach. Erlaubt ist alles, worauf du Lust hast und dabei sollte das Alter dich nicht bremsen. Du musst nicht alles mitmachen, was dir nicht mehr entspricht, aber lass‘ dich auch nicht von deinen Träumen abhalten von so etwas Banalem, wie einer Zahl! 🙂
Hör dir auch gerne meine Podcastfolge „Bin ich zu alt für diesen Scheiß?“ zum Thema, ob man irgendwann für manche Dinge, wie z.B. um als digitaler Nomade unterwegs zu sein, zu alt ist. Hier findest du alle aktuellen Folgen.
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Eine Zahl würde mich nie abhalten. Ich bin 53 und organisiere Workations…oder Coworking/Coliving wie ich es nenne nun schon seit 3 Jahren.
Mehrmals im Jahr versammeln sich Freiberufler, Künstler und Menschen, die gerne ortsunabhängig werden möchten and schönen Orten um gemeinsam zu wachsen, coachen und coachen lassen, sich gegenseitig zu unterstützen. Es ist jedes Alter willkommen und gerade Menschen, die schon länger im Business sind bringen sehr viel ein.
Das ist sooo toll liebe Ela! Und genau deswegen komme ich bei der nächsten Gelegenheit zu dir nach Torrevieja in die Colinving Finca. Freu mich schon drauf! 🙂