Letztens habe ich einen wahnsinnig spannenden Podcast Beitrag gehört im „The goop Podcast“ von Gwyneth Paltrow. Dort wurde der australische Genetikprofessor David Sinclair interviewt. Er hat seine Arbeit der Untersuchung von Alterungsprozessen verschrieben und gehört zu den führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Langlebigkeitsforschung.
Im Interview sprach er über seine wissenschaftlichen Erkenntnisse des Alterungsprozess. Und ganz wichtig über die Möglichkeiten diesen aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen! Wie du dir vorstellen kannst, habe ich ganz genau gelauscht, denn auch vor mir macht die Zeit leider keinen Halt. Ich fand das Gespräch so interessant, dass ich noch weiter recherchiert und mir sein Buch bestellt habe. Außerdem habe ich sehenswerte Vorträge von ihm auf Youtube gefunden.
Enzyme entscheiden darüber, wie wir altern
Die Infos, die ich zusammen getragen habe, möchte ich dir in diesem Blogbeitrag mitgeben. Am Ende findest du noch eine von Sinclair inspirierte „Jungbrunnen-Liste“. Wenn du detaillierter in die Materie einsteigen willst, empfehle ich dir David Sinclairs Buch „Das Ende des Alterns“*.
Das Buch ist im Oktober 2019 erstmals auf deutsch erschienen. Es thematisiert die Zusammenhänge zwischen Soffwechselvorgängen, Epigenetik und dem Prozess des Alterns. Sinclair fand nämlich Enzyme, die dabei eine wichtige Rolle spielen. Und er erklärt, was wir heute tun können, um lange jung und gesund zu bleiben. Eine absolut interessante Lektüre! 🙂
Sinclair: Altern ist eine Krankheit und lässt sich behandeln und beenden
Seit inzwischen 25 Jahren forscht der Harvard-Professor David Sinclair nach Mitteln, um dem Altern ein Ende zu setzen. Und nicht nur das, er will den Alterungsprozess sogar rückgängig machen.
Sinclair ist überzeugt davon, dass das Altern wie eine Krankheit behandelbar ist. Und wir tatsächlich heute schon in der Lage dazu sind, die biologische Uhr zurück zu drehen.
Die „Gegenmittel“, die er gefunden hat, werden bereits klinisch getestet. Außerdem probiert er sie tatsächlich im Selbstversuch an sich, seinem Vater und seiner Frau aus (und sogar seinen zwei Hunden 😉 ). Irgend etwas muss auch dran sein. Ihr müsst euch nur mal Fotos von Sinclair im Netz ansehen. Man könnte wirklich meinen, er wäre in seinen Dreißigern und nicht bereits 50 Jahre alt! Und von seinem 80-jährigen Vater sagt er, er sei fitter denn je. Er gehe auf große Wandertouren in der ganzen Welt und hätte sogar eine neue Karriere gestartet.
Warum wir (noch) nicht 120 Jahre alt werden wollen
In seinem Vortragsvideo auf Youtube, fragte er an einer Stelle, wer gerne 120 Jahre alt werden möchte. Die Reaktionen waren eher verhalten, würde ich mal sagen. Dann fragte er, wer gerne 120 Jahre alt werden möchte, sich dabei aber so fit fühlen möchte, wie heute. Es schossen praktisch sämtliche Hände in die Luft.
Natürlich. Denn es geht uns ja nicht darum, einfach nur älter zu werden. Was zählt ist, dass wir gesund und fit ins Alter kommen. Deswegen finde ich Sinclairs Ansatz auch so interessant.
Er fokussiert sich nicht – wie die Medizin und die Pharmaindustrie – darauf, weiterhin die Symptome des Alterns zu bekämpfen, also z.B. Bluthochdruck, steife Gelenke oder Ostheoporose. Sinclair sieht das Altern selbst als Krankheit an und arbeitet an der Lösung für dessen Ursache.
Ist das nicht revolutionär? Das Altern, wie eine Krankheit zu heilen?
Alterung ist Informationsverlust
Aber was genau führt eigentlich dazu, dass wir altern? Die Wissenschaft hat inzwischen mehrere Antworten auf diese Frage gefunden. Für den körperlichen und geistigen Verschleiß werden meistens die Verkürzung unserer Telomere verantwortlich gemacht. Das sind die Endstücke unserer Chromosome. Ebenso sind mitochondriale Fehlfunktionen schuld daran, dass wir nicht ewig frisch bleiben.
Aber auch die Informationsaufbewarung und -verarbeitung im menschlichen Körper stellt einen entscheidender Faktor dar. Denn bei deren Nutzung gehen jedesmal Informationen verloren, die für Krankheiten und Altern verantwortlich gemacht werden können.
Die DNA ist digital – Die Epigene sind analog
In seinem Vortrag hat Sinclair diesen Speicherungsprozess ganz anschaulich an einem Beispiel erklärt. Er bezeichnet die Speicherung der Geninformationen in der DNA als digital. Ein Format, dass sich unverändert auch noch in Jahrtausenden abrufen lässt. Etwa, bei der Genuntersuchung einer Mumie.
Epigenetische Informationen funktionieren anders. Sie sind veränderbare Informationen, die sich an äußeren Lebensumstände, wie Ernährung und Umweltfaktoren anpassen. Diese verglich Sinclair mit einer analogen Speicherung, wie bei einem Film auf einer DVD. Durch Abnutzung und Kratzer auf der Oberfläche entstehen Qualitätsverluste des Mediums. Doch was wäre, wenn man diese Abnutzungen rückgängig machen könnte, indem man die Oberfläche poliert?
Genau das hat der Genetikforscher im Versuch mit Mäusen gemacht – im übertragenen Sinne natürlich. 😉 Sinclair veränderte deren epigenetische Faktoren, die zur Alterung führen. Und tatsächlich konnte er diesen Prozess nicht nur stoppen, sondern tatsächlich aus alten Mäusen wieder junge machen! Die Mäuse hatten wieder glänzendes gesundes Fell und rannten agil in ihren Käfigen herum.
Welche Faktoren sind laut Sinclair entscheidend, um das Altern zu beenden?
Für die Regulierung der Lebensdauer, sind bestimmte Enzyme verantwortlich. Zu diesen zählen Sirtuine, die dafür zuständig sind, welche Gene in unserem Erbgut an und welche ausgeschaltet sind. Je älter wir werden, desto häufiger werden die falschen Schalter (de-)aktiviert, was zu Schäden im Organismus führt.
Zur Produktion von Sirtuinen wird das Coenzym NAD+ benötigt. Dieses Enzym ist am Zellstoffwechsel beteiligt ist, ebenso wie dessen Vorläufer NMN (Nicotinamidmononukleotid).
Bei Reparaturprozessen im Körper verlieren Zellen immer an Informationen
Laut Sinclair besitzen unsere Zellen nur eine begrenzte Menge dieser Enzyme. Um Schäden an userer DNA zu reparieren, müssen diese epigenetischen Enzyme auf Wanderschaft gehen. Sie müssen von ihrem normalen Aufenthaltsort dort hin wandern, wo sie gerade gebraucht werden. Nachdem sie ihre Arbeit erledigt haben, kehren sie zu ihrem Ursprungsort zurück. Dabei, so der Genetiker, passieren Fehler, bei denen die Zellen immer einen Teil ihrer Information verlieren.
Wie bei einer Hauswand, die langsam bröckelt, gehen auch unserem Körper immer mehr Teile verloren. Doch diese Risse und Löcher lassen sich kitten!
Nachdem Sinclairs alte Mäuse vier Wochen lang mit einem NAD Booster plus NMN Gabe versorgt wurden, waren sie auf dem Laufband genauso fit, wie ihre jungen Kollegen. Wohingegen die ungeboosteten Mäuse altersbedingt nicht mithalten konnten. Die zusätzliche Enzymgabe hat sich also ausgezahlt.
Zukunftsvision: Für immer jung
Wir haben alle Gene in uns, die wir brauchen, um jung zu bleiben. Sinclairs Vision ist es, sie in Zukunft so aktivieren zu können, dass wir bis ins hohe Alter jung und gesund bleiben. Und dass wir durch verbesserte Reparaturprozesse in den Zellen, sogar geschädigte Organe und Wirbel nachwachsen lassen werden können.
Ein Diabetesmedikament soll laut Sinclair verjüngend wirken
Aktuell testet Sinclair, bereits vorhanden Medikamente bzw. Nahrungsergänzungsmittel, die den Körper dazu anregen sollen, sich wieder jung zu fühlen und die richtigen Programme einzuschalten. Metformin ist so ein Medikament, das eigentlich gegen Diabetes eingesetzt wird. Es ist chemisch verwandt mit einem Pflanzen-Alkaloid aus der Geißraute, die ebenfalls bei Zuckerkranken hilfreich wirkt.
Ich würde jetzt nämlich nicht unbedingt ein Diabetesmedikament nehmen (zumindest nicht, solange es nicht eine anerkannte Pille gegen das Altern ist 😉 ). Gegen einen Tee ist aber nichts einzuwenden, finde ich.
Wie lässt sich der inneren Jungbrunnen aktivieren?
Sinclair selbst versucht seinen Alterungsprozess zu stoppen, indem er jeden Tag u.a. je ein Gramm NMN, Resveratrol, Metformin und Vitamin D ein. Er ernährt sich kohlehydratarm, verzichtet auf Fertiggerichte und isst dafür hauptsächlich pflanzliche Lebensmittel. Das Ausfallen lassen von Mahlzeiten und regelmäßige Hungerperioden gehören, genau wie ein forderndes Fitnesstraining und Kältebäder zu seiner Routine.
Den Körper extremen Lebensumständen auszusetzen, hält er für sehr wichtig. Denn dies kurbelt den Stoffwechsel im Organismus seit jeher an und hält den Menschen gesund. Wie er sagt:
Ein Körper, der nicht gefordert wird, altert schneller.
In der Komfortzone, wo immer alles ausreichend zur Verfügung steht, muss dieser nämlich nichts für sein Überleben tun. Und genau diese Bequemlichkeit fährt gewisse Prozesse herunter. Klingt für mich logisch. Genau so, wie ein Muskel verkümmert und ein Gehirn träge wird, dass nicht trainiert wird.
Fasten liegt ja inzwischen auch wieder voll im Trend. Die Meisten kennen die vielen gesundheitlichen Vorteile, die es mit sich bringt. Neben diesen, führt es aber auch zu einer erhöhten Sirtuinproduktion. Wir erinnern uns, Sirtuin ist verantwortlich dafür, dass die richtigen Genmarker aktiviert werden.
Umgekehrt soll zusätzliches Sirtuin übrigens den Effekt des Fastens imitieren. Und dessen Wirkung wird widerum durch Rersveratrol verstärkt. Resveraol kommt gehäuft in Rotwein vor, allerdings müsste man für den Effekt literweise davon trinken. 😉 In dem Fall würde ich es also lieber supplementieren.
Natürliche Mittel für das Ende des Alterns laut Sinclair
Hier noch eine kleine Liste für dich, wie du deinem Körper
einen Jugendboost verpassen kannst:
- regelmäßige Bewegung, am Besten Cardio (setzt den Körper unter positiven Stress und hilft bei der Zellerneuerung)
- Kohlehydratarme, pflanzenreiche Ernährung (schützt die Zellen und versorgt mit wichtigen Vitaminen, Mineralien und Enzymen)
- Frieren, in Form von Kälteduschen oder weniger dick eingepackt nach draußen gehen, kühle Raumtemperatur (aktiviert den Soffwechsel)
- insgesamt weniger Essen und öfter mal Fastenzeiten einlegen (erhöht das körpereigene Sirtuin)
- „Das Ende des Alterns“* von David Sinclair lesen 😉
Zusätzliche Einnahme von:
- Hefe (NAD kommt vermehrt in Hefepilzen vor)
- NMN* (erhöht den NAD Wert)
- NADH* (am Zellstoffwechsel beteiligt)
- Vitamin B3 (am Zellstoffwechsel beteiligt)
- Resveratrol* (verstärkt die Wirkung von Sirtuin)
- Geißraute* (besitzt ähnliche Alkaloide, wie Metformin)
- Quercitin (Flavonoid gegen Zombiezellen in deinem Körper)
Metformin ist in Deutschland rezeptpflichtig und nur in der Apotheke zu bekommen. So lange es keine Langzeitstudien gibt, würde ich aber ohnehin auf die Einnahme verzichten. Versuch es lieber mit einem Geißrauten-Tee und den anderen oben genannten Supplementen und Routinen.
Ich hab auch schon angefangen zu supplementieren, ab und zu das Abendessen auszusetzen und kalt zu duschen (gruselig 😉 ). Und ich werde dich natürlich auf dem Laufenden halten, über die (hoffentlich eintretenden) positiven Effekte. Gesundheit gibts übrigens auch auf die Ohren in meinem Podcast.:)
In diesem Sinne: Tu‘ dir und deinem Körper etwas Gutes und bleib‘ frisch! 🙂